Dr. Andrea Nakoinz

klimaresilient + gesund

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How to AMOC

Der Leitfaden „How to AMOC“ ist das Ergebnis einer Masterarbeit, die von vier engagierten Studierenden – Juliane Mirow, Alisia Gahabka, Jasper Ewals und Katia Wagner – im Rahmen des CHARM‑EU‑Studiengangs MSc Global Challenges for Sustainability angefertigt wurde. Als ihre Betreuerin habe ich die Arbeit von Anfang an begleitet und bin beeindruckt von der Tiefe und Praxisnähe, mit der das komplexe Thema eines möglichen Kollapses der Atlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC) behandelt wird.

Die AMOC ist ein gigantisches Netzwerk von Meeresströmungen, das warmes Oberflächenwasser aus den Tropen nach Norden transportiert und kaltes Tiefenwasser zurück in den Südatlantik führt. Dieses „Klimaförderband“ reguliert maßgeblich das globale Klima, beeinflusst Wetter, Meeresspiegel und die Wärmeverteilung auf der Erde. Ein Rückgang ihrer Stärke – und im Extremfall ein kompletter Kollaps – würde das Klimasystem destabilisieren. Modellrechnungen, etwa aus dem Community Earth System Model von van Westen et al. (2024/2025), zeigen bereits jetzt mögliche Temperaturabweichungen von mehreren Grad-Celsius in Europa, während der IPCC mit mittlerer Sicherheit annimmt, dass ein vollständiges „Kippen“ der AMOC erst nach dem Jahr 2100 eintreten dürfte. Die Unsicherheit bleibt jedoch groß, weil Beobachtungen seit den 1990er‑Jahren bereits eine Abschwächung von etwa 15 % seit Mitte des 20. Jahrhunderts belegen.

Auf einer Weltkarte werden die klimatischen Auswirkungen eines AMOC Kollaps weltweit dargestellt. Vom Abkühlen der nördlichen Hemisphäre über Extremwetter in Europa bis hin zu einer Erwärmung der südlichen Hemisphäre und dem Kollaps wichtiger Ökosysteme im Nordatlantik.
Bildquelle: Erwartete AMOC-Auswirkungen = Juliane Mirow (Illustration Weltkarte = humblino; Icons von Microsoft PowerPoint 365)

Die gesundheitlichen Folgen eines AMOC‑Kollapses werden im Leitfaden detailliert dargestellt. Durch die Veränderung von Temperatur‑ und Niederschlagsmustern könnten Kälte‑ und Hitze‑Stress, die Ausbreitung von Vektor‑übertragenen Infektionskrankheiten sowie psychische Belastungen infolge häufiger Extremereignisse zunehmen. Zusätzlich drohen Unterbrechungen in Lebensmittel‑ und Medikamentenlieferketten, was das Gesundheitssystem weiter belastet. Das begleitende Schaubild veranschaulicht diese Kette von physikalischen Veränderungen über ökologische Effekte bis hin zu konkreten Gesundheitsrisiken und macht deutlich, dass Klima‑ und Gesundheitsfragen eng verflochten sind.

In einem Schaubild, dass sich an den gesundheitlichen Folgen der Klimakrise der WHO orientiert, werden die gesundheitlichen Folgen eines AMOC Kollaps dargestellt. Dabei gibt es neue gesundheitliche Folgen, wie Kältewellen und Erfrierungen. Gleichzeitig schwächen sich andere Effekte, wie die Ausbreitung von Tropenkrankheiten ab.
Bildquelle: Erwartete AMOC-Gesundheitsauswirkungen = Juliane Mirow (basierend auf Expert*inneninterviews); Lieferketten-Icon = hajicon; Landwirtschafts-Icon = iconsy; Extremwetter-Icon = karyative; Krisen-Icon = bsd studio

Der Leitfaden geht jedoch über die reine Risikoanalyse hinaus und liefert praxisnahe Handlungsempfehlungen. Er fordert die Entwicklung flexibler, wissenschaftlich fundierter Adaptionsstrategien nach dem Prinzip „Climate‑and‑Health‑in‑All‑Policies“. 

Durch den transdisziplinären Ansatz – die Verknüpfung von Klimawissenschaft, Gesundheitsforschung, Kommunikationswissenschaft und Politikberatung – bietet das Dokument nicht nur eine fundierte Evidenzbasis, sondern auch konkrete Werkzeuge für Entscheidungsträgerinnen, Forschende und engagierte Bürgerinnen. Es macht deutlich, dass ein möglicher AMOC‑Kollaps nicht nur ein klimatisches, sondern ein umfassendes gesellschaftliches Risiko darstellt, über das wir deutlich mehr sprechen sollten. 

Dieser Leitfaden entstand im Rahmen einer Abschlussarbeit im CHARM-EU Studiengang MSc Global Challenges for Sustainability.

Dr. Andrea Nakoinz